28. November 2022

„Nachhaltigkeit“ – Unwort oder Kaufargument?

Nachhaltiges Reisen und nachhaltige Produkte begleiten unser tägliches Leben und doch wird der positive Grundgedanke immer mehr negativ assoziiert.

Aus einem wunderbaren Grundgedanken entsteht zunehmend eine Abgeschlagenheit. Das Wort „Nachhaltigkeit“ wird bereits seit einigen Jahren als Unwort betitelt. Von Politik, Industrie und Medien wird es inflationär verwendet und in der Bevölkerung herrscht zunehmend Skepsis und Enttäuschung über leere Versprechungen und Scheindarstellungen.

Was bedeutet Nachhaltigkeit überhaupt?

Der Begriff selbst ist ca. 300 Jahre alt und taucht das erste Mal in einem Buch von Hans Carl von Carlowitz 1712 auf. Darin ging es um den Anbau von Holz und wie dieser gestaltet werden kann, sodass stets ausreichend vorhanden ist.

Unsere heutige Definition weicht davon nicht allzu sehr ab, denn es geht im Kern um ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei der ein dauerhaftes Bedürfnis befriedigt wird und eine natürliche Regeneration bestehen bleibt. Es geht um die Kernfrage, wie wir uns verhalten müssen, um weiterhin auf diesem Planeten überleben zu können.

In verschiedenen Bereichen unseres Lebens spielt das Thema Nachhaltigkeit also eine Rolle, darunter: Menschenrechte und Arbeitsbedingungen, Emissionen und Reduktion von CO₂, Erhalt von Flora, Fauna und Landschaften, Bewahren regionaler Kulturen, …

Zusammengefasst ergeben sich die drei Säulen: Ökologie, Ökonomie und Soziales.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit im Tourismus?

Im Tourismus gibt es viele Initiativen, die das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus rücken. Darunter zählen Seminare und Vorträge zur Sensibilisierung innerhalb der Branche, organisiert von Dachverbänden und öffentliche Institutionen. Siegel und Zertifikate zeichnen besondere Anbieter und Destinationen aus. Auch der Fokus auf Ausflüge mit dem ÖPNV wird durch touristische Angebote und touristische Karten, zum Beispiel mit freier Fahrt ab x Übernachtungen, beworben. Und nicht zu vergessen, die Landingpages zum Thema Nachhaltigkeit, mit Angeboten, zertifizierten Betrieben, Artikeln und vielem mehr, die auf fast jeder touristischen Webseite zu finden ist. Und oft ist es in der Praxis nur eines von vielen Themen, das mit Corona, Mitarbeitermangel im Gastgewerbe, der Digitalisierung, OpenData und vielen weiteren Themen, konkurrieren muss.

Auch bei Konsumenten ist das Thema Nachhaltigkeit präsent: 53,7 % würden ihre Urlaubsreise gerne nachhaltig gestalten und 17,5 % achten bei ihrer Urlaubsreise immer sehr auf Nachhaltigkeit. In der tatsächlichen Umsetzung sieht es allerdings etwas mauer aus, denn nur 6,7 % haben ohne ein Aber sehr darauf geachtet. Bei allen anderen war es zumindest kein primäres Thema. Spannend ist auch der Punkt, dass tatsächlich 5 % angegeben haben, grundsätzlich keine nachhaltigen Angebote zu buchen.[1]

Bei Google Trends ist der Trend zu „Nachhaltigkeit“ nur schleppend sichtbar. Auch wenn das Keyword „Nachhaltigkeit“ seit 2004 einen konstanten Zuwachs erhält, so gibt es in den Urlaubsmonaten, ganz deutlich in 2022, einen signifikanten Abfall.[2] „Nachhaltig reisen“ als weiteres Suchwort liefert nur phasenweise Daten, um im Graphen zu erscheinen.[3] Sämtliche themenverwandten Suchbegriffe erscheinen aufgrund fehlender Relevanz gar nicht bei Google Trends. Noch nicht einmal der große Begriff “Klimawandel” zeigt sich kontinuierlich präsent.

Zwar wurde für das Schlagwort „Nachhaltigkeit“ 2021 ein neuer Rekord aufgestellt, doch taucht es nicht in den Top-Suchanfragen für 2021 auf Google Trends, dafür „Wie alt ist Helene Fischer?“.

Warum schwingt im Thema „Nachhaltigkeit“ so viel Negatives mit?

Warum buchen Menschen bewusst keine nachhaltigen Angebote und warum wird das Wort Nachhaltigkeit als Unwort betitelt?

Vertrauen in die Angebote spielt eine große Rolle, so gibt fast jeder zweite Verbraucher (41 Prozent der Deutschen, sowie 44 Prozent aller Befragten) an, den Nachhaltigkeitsangaben nicht zu trauen.[4] Damit einher geht, dass es zwar viele seriöse Siegel und Zertifikate gibt, deren Inhalt und Geltungsbereich jedoch unzureichend bekannt sind. Viele verschiedene Nachhaltigkeitsauszeichnungen verwässern und fordern viel Wissen vom Verbraucher.

Auch beim Thema Kosten schwingt eine gewisse Skepsis mit. So ist die Sorge groß, dass das Thema Nachhaltigkeit nur gespielt wird, um einen Preisaufschlag zu rechtfertigen.

Durch die inflationäre Anwendung des Begriffs und dem ständig gehobenen Zeigefinger entsteht zunehmend eine Resilienz und Abgeschlagenheit. Doch kann es ohne Nachhaltigkeit gehen? Ganz klar: nein! Der Klimawandel ist das größte Thema unserer Zeit und die 1,5 °C Marke rollt in großem Tempo auf uns zu.

Wie kann der Umgang mit der Nachhaltigkeit verbessert werden?

Im Zentrum steht der Mensch mit einem Bedürfnis und so lange es ausreichend Wahlmöglichkeiten und Alternativen gibt, werden die meisten sich für das Angebot entscheiden, das am ehesten ihren Bedürfnissen entspricht. Und genau hier liegt der Schlüssel: Es geht darum, Angebote schaffen, die auf das Bedürfnis zugeschnitten sind, sodass Nachhaltigkeit zur Selbstverständlichkeit wird. Die Angebote müssen in Preis, Leistung und Qualität den weniger Nachhaltigen überlegen sein. Das erfordert sicherlich an einigen Stellen Kreativität, zahlt sich jedoch am Ende für die Umwelt, im Geldbeutel und in der Zufriedenheit der Kunden aus.

Das ist auch unser Grundgedanke bei happy trips. Die wenigsten mögen das Bahnfahren und nutzen, vor allem im ländlichen Raum, doch lieber das Auto. Unser Fokus liegt also darauf, einen möglichst tollen Tagesausflug zu ermöglichen und durch eine Einfachheit das Bahnfahren zur Nebensache und Selbstverständlichkeit werden zu lassen – so zumindest unsere Vision!

Was sind deine Erfahrungen mit Nachhaltigkeit? Schreibe uns dazu gerne eine Nachricht an:

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